Die ersten Jahre der Kurt Neuberger KG
Der Name KNF ist heute auf der ganzen Welt mit Membranpumpen verbunden. Doch das war nicht immer so. In den Anfangsjahren verdiente Kurt Neuberger mit einer Zylinderschleiferei in Freiburg und der Instandsetzung von alten Verbrennungsmotoren sein Geld. Die Nachfrage war zunächst hoch, doch bald musste KNF um jeden Auftrag kämpfen. Heute erinnert kaum noch etwas an die damalige Firma, in der die Mitarbeitenden an selbst gebauten Werkbänken arbeiteten und im Winter die Fabrikräume mit Kohle heizten. Und doch gibt es eine Verbindung zu dieser Zeit nach dem Krieg, bevor KNF Pumpen produzierte: Schon damals prägten Flexibilität, engagierte Mitarbeitende und Anpassungsfähigkeit das Unternehmen. Auch wenn die Umstände damals noch ganz andere waren.
Freiburg, im Frühjahr 1946. Die Stadt gleicht noch immer einem Trümmerfeld. Ein alliierter Bombenangriff hatte am 27. November 1944 große Teile der Altstadt und angrenzender Stadtteile zerstört. Die ersten Aufräumarbeiten haben gerade erst begonnen, erste Trampelpfade und Straßen werden durch die Ruinen gebahnt. Währenddessen baut auch Kurt Neuberger eine neue Existenz auf. Im französisch besetzten Freiburg gründet er zusammen mit zwei Gesellschaftern die Kurt Neuberger KG. In seiner Werkstatt schleift er Zylinder und repariert die Motoren von alten Traktoren, Autos und Lastwagen. Die Nachfrage ist zunächst gut, denn es gibt es kaum andere Zylinderschleifereien. Auch neuwertige Fahrzeuge sind nicht zu bekommen. Das Geschäft läuft gut.
Mit der Währungsreform 1948 und dem langsam einsetzenden Wirtschaftswunder beginnt Freiburg wieder aufzublühen. Die Trümmer werden weggeräumt, Wohnungen entstehen, breit angelegte Straßen werden gebaut, der Verkehr nimmt zu. Die Aufträge für Motoreninstandsetzungen im Betrieb von Kurt Neuberger werden jedoch gleichzeitig immer weniger. Zum einen, da in Deutschland wieder Neuwagen vom Band laufen, zum anderen bringen die Automobilhersteller industriell aufgearbeitete Austauschmotoren auf den Markt. Das entzieht der Zylinderschleiferei die wirtschaftliche Grundlage.
Kurt Neuberger sucht nach einer neuen Geschäftsidee und findet tatsächlich eine Möglichkeit, seinen Betrieb zu erweitern. Er setzt dabei auf ein neues Geschäftsfeld: die Herstellung von Werkzeugmaschinen. Dazu sucht er gute Mitarbeitende und mietet 1953 zwei Stockwerke in einer Fabrikanlage in der Habsburgerstraße in Freiburg. Die Ausstattung des neuen Betriebs ist in Teilen improvisiert, im Winter fällt immer wieder die Kohleheizung im Keller aus. Hier, in der Habsburgerstraße, entsteht Anfang der 1950er Jahre die erste eigene Produktion der Kurt Neuberger KG.
Von Pumpen ist in diesen Jahren noch keine Rede. Die Kurt Neuberger KG stellt Gewindeschneidmaschinen und Bohrmaschinen her und hält sich nebenbei mit Lohnarbeiten über Wasser. Unter nicht immer leichten Arbeitsbedingungen, aber mit motivierten Mitarbeitenden kämpft die Firma um jeden Auftrag. Unter anderem beschäftigen sie sich mit Getrieben für Futterautomaten, mit dem Schleifen von Zwirnringen, die für die Herstellung von Kunstseide benötigt werden, und der Produktion von Kompressoren. Unternehmen aus den verschiedensten Branchen gehören zu den Kunden. Und doch reichen die Einnahmen jeden Monat gerade so aus, um die Löhne der Mitarbeitenden zu zahlen.
Kurt Neuberger gilt als cholerisch, aber auch kollegial. Seine Mitarbeitenden spricht er alle mit „Du“ an. Dass sie am Monatsende ihr Geld bekommen, ist ihm wichtig. Viele setzen sich persönlich für die Firma ein, arbeiten an Wochenenden, machen Überstunden und sorgen dafür, dass die Fabrikhalle auch an Feiertagen einigermaßen warm bleibt. Mit den Jahren kommen immer neue Angestellte hinzu. Sie erkennen trotz der zum Teil schlechten Ausstattung und der wenig komfortablen Arbeitsbedingungen das Potenzial der breit aufgestellten Firma. So auch Erich Becker.
Er tritt 1962 in das Unternehmen ein. Seine ursprüngliche Aufgabe war es, die Werkzeugmaschinen zu verbessern. Doch der erfahrene Konstrukteur erkennt schnell, dass die Zukunft der Kurt Neuberger KG woanders liegen muss. Die Firma ist zu klein, um im Wettbewerb mit den großen Herstellern zu bestehen. Er sucht nach einer neuen, cleveren Geschäftsidee. Wenig später stößt er auf die Membranpumpe – und ein neues Kapitel der Firmengeschichte beginnt.
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