Die Habsburgerstraße
Die Habsburgerstraße in Freiburg. Moderne Gebäude, Restaurants und Geschäfte reihen sich aneinander – hier lässt sich heute wunderbar ein bisschen Großstadtflair schnuppern. Mitten in der schicken Flaniermeile fällt ein Gebäude auf. Eine alte Fabrik. In diesen Mauern, wo sich heute ein alternatives Kulturzentrum befindet, beginnt die Geschichte der KNF Pumpen.
1953 mietet Kurt Neuberger einen Teil des zweckmäßigen Gebäudes, das damals einer Garnfabrik gehört. In zwei Stockwerken plus Keller stellt die Kurt Neuberger KG in den folgenden 17 Jahren Gewindeschneidmaschinen und Rundschleifmaschinen her und führt verschiedene Lohnarbeiten für andere Firmen aus. Aus heutiger Sicht sind Ausstattung und Arbeitsbedingungen in der Habsburgerstraße ziemlich abenteuerlich. So erinnern sich einige der ersten Mitarbeitenden, die Kurt Neuberger gewinnen konnte, bis heute gut an diesen legendären ersten Produktionsstandort.
„Das war schon ziemlich spartanisch damals“, erzählt Klaus Lakies, der 1961 als Lehrling in die Firma kommt. Im Keller hinter einer dicken Eisentür befinden sich die Spinde – und ein schwarzes Ungetüm: Der Kessel einer alten Lokomotive dient in der Fabrik als Heizung. „Wenn die Winterzeit zu Ende war, mussten wir Lehrlinge den Gusskessel mit Öl einschmieren, da hat man hinterher ausgesehen und gestunken!“, fügt Klaus Velten hinzu, der 1964 eine Lehre als Maschinenschlosser beginnt. Außerdem fällt die Heizung immer wieder aus – Mütze, Schal und Handschuhe gehören im Winter dazu. Oft ist es bitterkalt.
Ebenfalls im Keller befindet sich ein Gaskessel, in dem Brenngas zum Schweißen hergestellt wird. Das Calciumkarbid verströmt einen unangenehmen Geruch nach faulen Eiern. In dem düsteren Keller werden Kurbelwellen aufgespritzt, überdreht und bis auf 100stel Millimeter geschliffen.
Eine Etage höher befindet sich die Werkstatt. Alexander Gagg, der 1961 von einem großen Werkzeughersteller zu Kurt Neuberger kommt, vergisst den Anblick, der ihn dort erwartet, nie wieder. „Überall lagen Werkzeuge, Bohrer und Schrauben herum!“ Der Staub vom Schleifen hat sich zum Teil zentimeterdick auf Boden und Kisten abgelegt, in den Fenstern fehlen Scheiben, es gibt keine richtigen Arbeitsplätze, kaum Werkbänke oder vernünftiges Werkzeug. Eine seiner ersten Amtshandlungen: Er baut eine Werkzeugausgabe. Auch Horst Brändle, der ebenfalls 1961 dazustößt, denkt zunächst: „Da bleibe ich nicht. Das ist unmöglich.“ Und doch kommt es anders.
Nicht nur Alexander Gagg und Horst Brändle bleiben schließlich bis zu ihrem Ruhestand. Dank unermüdlichem Einsatz der Mitarbeitenden entwickelt sich aus der heruntergekommenen Halle in der Habsburgerstraße ein vorzeigbarer Firmensitz. Und doch fehlt es an etwas Entscheidendem: dem Platz zur Weiterentwicklung. Das wird deutlich, als KNF die ersten Erfolge mit der Herstellung von Membranpumpen verzeichnet. 1969 schließlich zieht die Firma deshalb auf die Grüne Wiese nach Freiburg-Munzingen.
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